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Internet ist für mich Abfall

Der Aufruf von Alex zur Teilnahme am Liebster Award hat mich dazu genötigt mich einmal mit meiner Beziehung zum Internet auseinander zu setzen.

Dass diese nicht so einfach ist, merkt man alleine daran, dass inzwischen fast drei Monate vergangen sind, und ich womöglich längst nicht mehr zu Alex „Liebsten“ zähle.

Aber was will man machen? Ich schwanke halt. Minütlich. Pluspol: Wow, Internet macht alles einfach und megademokratisch. Minuspol: Oh weh, Internet macht uns alle zu hirnlosen Opfern von Konzernen, Konsum und Überwachung.

Aber losgelöst von diesem Geschwanke, ist da völlig ohne Zweifel einfach dieser endlose Strom von Müll, der durch das Internet fließt, und dessen Existenz ja erst durch das Internet möglich wird, oder besser: dessen Entstehen durch das Internet erst provoziert wird.

Und das macht mich manchmal echt wahnsinnig: Auf jede nützliche Information im Internet kommt ein ganzer Ozean aus Nutzlosigkeit. Auf jeden wertvollen Beitrag kommen tausende Bilder von Essen, Outfits, Hotel-Pools, oder sonstigen nach Bewunderung und Neid haschenden Belanglosigkeiten. Auf jeden interessanten Blogger kommen tausende, die ihre Seele für ein paar Schuhe und eine Einladung ins 5-Sterne-Hotel den Konzernen verkauft haben oder verkaufen würden. Auf jede sinnvolle Anwendung, die dein Leben wirklich bereichert, kommen hunderte asoziale Geschäftsmodelle, die niemand mehr verstehen kann. Auf jeden Beitrag deiner persönlichen Daten zu nützlichen Erkenntnissen, kommen tausende Versuche, daraus auf dubiose Weise Kapital zu schlagen.

Aber egal, wir werden dieses Internet eh nicht mehr los. Also Augen auf beim Müllsurfen! Und lasst uns versuchen, das Beste aus diesem Internet zu machen… Oder wenigstens das Schlimmste zu verhindern! Aber nun endlich zu Alexs Fragen:

Welche Blogs/Online-Medien lest ihr am liebsten und warum?

Erschreckenderweise kann ich das gar nicht sagen. Ich lese viel, mal hier mal da. Und wenn es irgendwann etwas nicht mehr gibt, dann findet man schnell was anderes.

Was war eure erste Berührung mit dem Web und wie habt ihr das Medium seitdem genutzt?

Meine erste Erinnerung ist der Tag der offenen Tür der Firma, in der mein Vater arbeitete. Ich habe mit Altavista nach Texten von Punksongs gesucht, die ich nicht raushören konnte. Das war wohl mein erster Anwendungsfall. Und der zweite Teil der Frage ist völlig uferlos.

Habt ihr einen ungefähren Plan von den Bausteinen des Internets? Falls ja: Von welchen? Falls nein: Warum nicht?

Informatiker-Antwort: Dank OSI-Modell können mir die Bausteine des Internets herzlich egal sein.

Wer sind für euch die größten Helden, wer die größten Feinde des offenen Webs

Ehrlicherweise weiß ich gar nicht so recht, was mit offenem Web gemeint sein soll. Offen im Sinne von Zugangsfreiheit? Zensurfreiheit? Meinungsfreiheit? Netzneutralität?

Helden sind jedenfalls alle, die sich um all sowas bemühen. Und all die, die immer noch ihre Meinung im Internet vertreten, ganz so als hätte es Edward Snowden nie gegeben. Wie kann man eigentlich ernsthaft noch von einem offenen Web sprechen, wenn man sich bei jeder Bewegung darin gründlich überlegen muss, was das für Datensätze erzeugt und wer diese wann und mit welchem Hintergedanken auswerten und gegen dich verwenden könnte?

Wie heißen eure digitalen Lieblingstools?

Im regelmäßigen Gebrauch sind Runtastic, Spotify, Pocket und Instagram. Und leider ist Google Maps unersetzlich.

Wieviel Zeit verbringt ihr täglich am PC/Laptop/Tablet/Smartphone?

Sehr viel. Das liegt aber teilweise an meinem Job, und teilweise daran, dass der Laptop (wer benutzt diesen Begriff eigentlich noch?) inzwischen ja auch den Fernseher bestreamt.

Wo und wie kann man im Netz am besten Zeit verplempern?

Ganz im ernst: 90% der Internet-Nutzung hat eigentlich keinen nachhaltigen Wert, und ist folglich verplemperte Zeit.

Wann wart ihr das letzte Mal mehr als 24 Stunden offline?

Seit 2009 vermutlich nicht mehr. Da habe ich mein erstes iPhone gekauft. Danach vielleicht mal in einem Auslandsurlaub? Hm, nein, vermutlich nicht.

Auch in den wirtschaftlich-technologisch weit entwickelten Ländern gibt es eine große Digital Divide. Wie kann man die eurer Meinung nach überwinden? Und ist das überhaupt wünschenswert?

Die Digital Divide ist vielleicht nur eine clevere Marketingkampagne der Technologielobby um Infrastruktur, Hardware und nutzlose Internet-Geschäftsmodelle in Ländern zu etablieren, die sich eigentlich um viel realere Probleme kümmern sollten.

Der Gedanke, dass Wissen nur noch durch Zugang zum Internet vermittelt werden kann, ist für mich nicht nachvollziehbar. Aber es ist halt so viel einfacher, Millionen von billigen Laptops nach Afrika zu verschicken, als Nestlé daran zu hindern, sein Wassermonopol dort auszubauen. Chancengleichheit? Ja genau.

Euer persönlicher Kommentar zu den deutschen “Netzpolitikern” Gabriel, Gorny, Oettinger?

Jede demokratische Gesellschaft bekommt die Netzpolitik, die sie verdient.

Was brennt euch sonst noch unter den Nägeln?

Danke für’s Lesen meines Blogs und für’s Nominieren, Alex!

Ich nominiere niemanden, weil ich keine Blogger kenne 🙂

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