Nach drei Jahren in München wird mir die Bedeutung der bayrischen Voralpen erst so richtig bewusst. Wie soll man je wieder irgendwo wohnen, wo man nicht in einer Stunde aus allem raus sein kann? Raus aus der Stadt. Raus aus dem Alltag. Raus aus der Welt. Wörtlich über den Dingen stehen. Abschalten, durchatmen.
Nach etlichen eher leichten Wandertouren wächst dann auch langsam der Bedarf an Herausforderungen. Höhenmeter alleine reichen nicht mehr, es braucht Schrofen, Steige, Gipfelgrate.
Aber wie tastet man sich langsam an die Schwierigkeit heran? Schisser wie ich nunmal bin, möchte ich mich nicht mitten im Klettersteig befinden um festzustellen, dass meine Trittsicherheit und Schwindelfreiheit vielleicht doch nicht so ausgereift ist, wie ich annehme.
Glücklicherweise habe ich jetzt im Herbst die perfekten Touren gefunden, um sich von Tour zu Tour etwas zu steigern:
- Die Brecherspitz
- Die Aiplspitz
- Der Roßstein über der Tegernseer Hütte
Alle Touren sind sie in einer guten Stunde von München aus erreichbar, mit mittlerer Kondition in 4 bis 5 Stunden Gehzeit zu schaffen. Und vor allem: Alle bieten tolle Aufstiege und fantastische Panoramen.
Brecherspitz
Die Brecherspitz ist ein toller Gipfel direkt am Alpenrand zwischen Schliersee und Spitzingsee.
Los geht’s auf dem Spitzingsattel auf 1129 Metern Höhe.
Schon nach zwei Dritteln des relativ kurzen Aufstiegs eröffnet sich ein unglaubliches Panorama.
Mit der oberen Firstalm im Rücken.
Und da ist sie: Die erste Herausforderung, die aus einer leichten Tour eine mittlere macht: Der kurze Gipfelgrat.
Wobei eigentlich nur zwei Stellen etwas Trittsicherheit und Schwindelfreiheit erfordern.
Der Blick vom 1683 Meter hohen Gipfel zurück zum Vorgipfel.
Und der Blick ins Alpenvorland über den Schliersee.
So viel Herbstsonne findet man in der Stadt nirgends.
Aiplspitz
Vom leichten Gipfelgrat zum schwierigeren Gipfelgrat: Die Aiplspitz ist das nächste Touren-Hightlight. Los geht es einmal mehr am Spitzingsattel. Der Aufstieg ist vom ersten Meter an abwechslungsreich und toll. Zwischendurch geht der Weg auch mal ohne Anstieg durch ein tolles leichtes Schrofengelände.
Also ich seh da einen Pfeil.
Wir erreichen den Gipfelgrat.
Aber erstmal um einen dicken Felsen herum.
Die zweite Herausforderung: Bei schönem Wetter wird der Grat schnell zur Ameisenstraße auf der einige mittlere Kraxelstellen überwunden werden müssen.
Die letzten Meter bis zum Gipfel in 1759 Metern Höhe.
Und dann diese Aussicht.
Der Blick zurück auf die Ameisenstraße.
Tegernseer Hütte und Roßstein
Der Höhepunkt des Herbstes setzt vom Schwierigkeitsgrad dann nochmal einen drauf. Vorausgesetzt man entscheidet sich auf den letzten 100 Höhenmetern für den gefährlicheren Kraxelweg. Alternativ kann man aber auch den etwas längeren und einfachen Weg nehmen. Startpunkt ist der Parkplatz Bayerwald in Kreuth nicht weit hinter dem Tegernsee, aber weit weg vom Verkehr und Trubel der dort normalerweise herrscht. Kümmert uns nicht, denn wir sind um 7:20 die Ersten am Berg. Der Weg ist sofort steil und schön.
Gut eine Stunde später erreicht man die Sonnenberg-Almen, die auf einem wunderschönen Bergrücken gelegen sind.
Schon hier tolle Aussicht.
Und ein toller Weg. Ich habe leider zur eigentlichen Herausforderung der Tour kein Foto. Der Kraxelweg ließ mir keine Zeit für Fotopausen. Es ging ca. 20 Minuten lang kraxelnd bergauf mit ziemlich beeindruckendem Abhang im Rücken.
Um 9h dann einsam auf dem Gipfel in 1698 Metern Höhe. Die erste Menschenseele tauchte tatsächlich erst 30 Minuten später auf. Frühes Aufstehen ist in den Voralpen dringend zu empfehlen.
Die Tegernseer Hütte in ihrer spektakulären Lage zwischen Buch- und Roßstein.
Gipfeltypen.
Und abwärts. Runter sind wir dann übrigens ganz entspannt über den Wanderweg gelaufen.
Und wie geht es weiter? Irgendwelche Vorschläge, wie man das noch toppen kann?